Ein Manifest gegen Förmlichkeit.

Marshall B. Rosenberg, der Begründer der gewaltfreien Kommunikation, sagte einst: „Was wir sagen, formt Beziehungen. Wie wir es sagen, formt Vertrauen.“
Cordia Ylinen, die Gründerin des Team Klarheit – dem wirksamsten Frauenförderungsprogramm für deutsche Unternehmen – sagte ergänzend dazu: „Die höchste Form der Freundlichkeit ist eine klare und verständliche Sprache.“
Was wollen diese zwei schlauen Menschen uns damit sagen?
Genau!
Baue Brücken und Du wirst eine sichere Bank!
Heute lehne ich mich auf gegen die Förmlichkeit.
Förmlichkeit gehört abgeschafft.
Wenn wir Menschen förmlich sind, dann sind wir nicht mehr menschlich.
„Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Basis ist die Grundlage aller Fundamente.„
Was hat das mit mir zu tun?
Nix!
Und mit Dir?
Auch nix!
Sprich an, was wirklich da ist.
Sei ehrlich und frag lieber nach, bevor Du Schlüsse ziehst.
Gesteh Dir ein, dass Du Dich über jemanden aufregst und gleichzeitig keine Klarheit drüber hast, was die Person tun müsste, um Dich nicht aufzuregen. Oder warum Dich das überhaupt aufregt.
Überlege, welchen Anteil Du selbst an einem Kommunikationsproblem hast.
Rede so, wie Du redest. Verbiege Dich nicht.
Benutze beim Reden Dein Herz – dann vergreifst Du Dich auch nicht im Ton.
Reg Dich auf (und ja, lass alles da sein – das ist wichtig).
Dann reg Dich wieder ab (atmen, eigenen Anteil sehen, überlegen, was Du gern anders hättest).
Dann sprich.
Hör auf, alles hochzuformalisieren, bis keiner mehr versteht, was Du willst.
Sprich Klartext! Mit Verstand!
In Unternehmen wird viel zu förmlich gesprochen und geschrieben.
Das schafft Missverständnisse und verlangsamt Prozesse unnötig.
Schau mal bei Euch rein. Du wirst staunen!
Auch in Familien herrscht zu viel Förmlichkeit.
Über vieles wird einfach nicht gesprochen, dabei ist es so wichtig, ins Detail zu gehen.
Besonders mit Kindern. Besonders in dieser Welt.
Rede mit Deinen Kindern darüber, wie die Welt funktioniert, wie der Körper funktioniert, wie Du funktionierst.
Wenn Dir was peinlich ist vor Deinen Kindern, dann reflektiere, was da für Dich nicht okay ist.
Und arbeite daran.
Lass Dir auch von den Kindern mal erklären, wie ihre Welt aussieht und was sie sehen.
Mach keine Wissenschaft draus. Sprecht aus, was Ihr seht und fühlt.
Benutze Deinen Verstand, um niemanden zu verletzen und die verständlichste Sprache für Deine:n Gesprächspartner:in zu finden. Zerdenke es nicht, sondern stelle lieber richtig, wenn es falsch aufgenommen wurde. Finde heraus, wie das, was Du gesagt hast, angekommen ist.
Mach einen Reality-Check.
Sich umständlich auszudrücken gilt immer noch oft als Beweis für hohe Intelligenz.
Das ist Quatsch. Wahre Kompetenz ist es, wenn Du Dinge so erklären kannst, dass Deine Zielgruppe sie versteht!
Meine Tochter hatte neulich eine Buchvorstellung.
Sie fragte mich: „Mami, wir sollen sagen, was uns gefallen hat an dem Buch. Ich fand es gut, dass da viele Sachen passiert sind, die in einem normalen Leben auch so passieren können. Wie soll ich das jetzt in meinem Vortrag formulieren?“.
Meine Antwort: „Genau so!“.
Wenn die Kinder in der Schule schon lernen, dass sie etwas anders formulieren sollen, als sie es natürlicherweise aussprechen würden, werden die Missverständnisse schon im System integriert.
Wer von den anderen Kindern soll verstehen, was meine Tochter gut fand, wenn sie eine Wissenschaft aus einem einfachen Sachverhalt macht?
Wenn Deine Kinder sich unverständlich ausdrücken, dann frag nach. So hilfst Du ihnen, in die Klarheit zu finden. So funktioniert das auch bei Deinem Team. Oder bei Deiner besten Freundin.
Wenn der Geschichtslehrer keine Geschichten erzählt, sondern einen Zeitstrahl zeigt, lernt niemand etwas.
Wenn die Führungskraft Tabellen zeigt und keinen Zusammenhang zum Leben der beteiligten Menschen herstellt, dann hört niemand zu.
Wenn Klimaschutz so heißt, obwohl wir eigentlich Mensch & Natur und nicht das Klima damit schützen, dann werden sich zu wenige Menschen dafür engagieren.
Wenn Change stattfindet, weil jetzt eben Zeit für Change ist, macht keiner mit.
Baue Brücken. Bringe das, was verstanden werden soll, in die Lebenswelt des Menschen, den Du erreichen willst. Sprich Deine Sprache und findet im Gespräch eine gemeinsame Sprache.
Formalitäten sind Worthüllen. Missverständnis-Generatoren. Interesse-Killer. Bremsen.
Formalitäten bauen Mauern.
Klartext baut Brücken.
Sprich menschlich.
Drück Dich klar aus.
Verzichte auf Förmlichkeiten und Floskeln.
Frag nach.
Reflektiere Dich selbst.
Hör auf, Dich zu vergleichen (Fun Fact am Rande: Du bist einzigartig).
Starte wohlwollend. Das schafft Vertrauen.
Je natürlicher Du Dich verhältst, desto stimmiger fühlt sich das für andere an. Zumindest dann, wenn auch Herz & Verstand aus Dir sprechen dürfen.
Das Gute an einer Brücke ist, dass sie von beiden Seiten beschritten werden kann.
Wenn Vertrauen entsteht, dann trauen sich Kollegen, Freunde und Kinder auch selbst Klartext zu sprechen. Stell Dir vor, wir könnten endlich offen miteinander sprechen.
Wie schnell, einfach und effizient wir plötzlich wären.
Grenzgenial!
Möglicherweise denkst Du jetzt:
Cordia, Du lebst in einer Fantasiewelt!
Sowas geht nicht. Es gibt immer Leute, die Dinge persönlich nehmen, die gewaltvoll denken oder handeln, die ihre Gefühle nicht im Griff haben, die böse sind, die nerven, die laut sind, die unangenehm sind. UND ich selbst bin ja wohl auch nicht immer top drauf. Das soll auch so bleiben. Ich will mich nicht verbiegen, damit andere es besser haben. Und überhaupt, warum soll ich mich überhaupt bemühen, wenn die anderen das nicht machen? Die Welt ist eben schlecht und das wird sich auch nicht ändern, wenn ich jetzt Klartext rede. Im Gegenteil. Fühlen sich nur wieder alle auf den Schlipps getreten. Du weißt doch, heute darf man doch gar nix mehr sagen.
JA!
Ich lebe in einer Fantasiewelt.
Diese Fantasiewelt ist eine Zukunft, die ich mir wünsche.
Dafür stehe ich morgens auf.
Für Klartext, gegen Förmlichkeit.
Damit die Menschen sich endlich richtig verstehen.
Damit wir Brücken bauen und ständig drüber laufen.
Damit Vertrauen entsteht und daraus im besten Fall Frieden.
Jeder Mensch, der einmal am Tag Klartext spricht, verändert die Welt.
Jedes Mal, wenn zwei Menschen sich richtig verstehen, herrscht kurz Frieden.
Je mehr Frieden, desto mehr Frieden.
Dagegen kannst auch Du nix haben, oder?
Probier es aus. Du wirst staunen.
Und ganz wichtig: Nicht ohne Herz & Verstand!
Sonst kannste den Klartext gleich knicken!
In diesem Sinne wünsche ich Dir eine stimmige Woche.
Alles Liebe,
Cordia